Warum scheuen sich so viele anleger ihr geld anzulegen?
Die Deutschen horten Unmengen an Vermögen (im Billionen Euro Bereich) auf dem niedrig verzinsten Giro- oder Tagesgeldkonto. Da fragt man sich schon warum so viele Anleger ihr Geld nicht langfristig anlegen.
Klar. Wenn das Geld als Liquiditätsreserve (z.B. für Sonderanschaffungen wie einer Waschmaschine) gedacht ist, dann ist das Tagesgeld auch am Sinnvollsten. Hier steht nämlich im Vordergrund, dass Sie liquide bleiben und nicht einen teuren Konsumentenkredit aufnehmen müssen. Dafür reichen in der Regel aber 3-5 Nettomonatsgehälter.
Haben Sie Immobilien kann diese Tagesgeldreserve auch etwas üppiger ausfallen. Dann müssen Sie für Instandhaltungen an Ihren Immobilien haushalten. Da kann es sein, dass Sie ca. 50.000 Euro oder mehr als Tagesgeld halten sollten.
Eine weitere Sondersituation kann sein, dass Sie auf einen Teil der Gelder wegen einer Einkommenslücke in der Rente zurückgreifen müssen. Dann wird es etwas komplizierter beim sinnvollen Geld anlegen. In diesem Beitrag soll auf diesen speziellen Fall nicht eingegangen werden. Es geht vielmehr um den Vermögensaufbau in der Erwerbsphase oder im Rentenalter, wenn Sie keine Entnahmen aus dem Vermögen benötigen.
ABER: Das ganze restliche Barvermögen der Deutschen, welches nicht als Tagesgeldreserve oder für Entnahmen benötigt wird, könnte grundsätzlich angelegt werden.
Trotzdem scheuen sich so viele Anleger ihre Gelder anzulegen. Meistens liegt das an einem mangelnden Finanzwissen und andererseits einfach an der Bequemlichkeit. So versäumen die meisten Deutschen systematisch Vermögen aufzubauen. Mit diesem Beitrag soll eine pflegeleichte und einfache Geldanlagestrategie an die Hand gegeben werden, damit mehr Privatanleger das Thema angehen.
Das wichtigste: ihre Anlagestrategie
Das A und O der Geldanlage ist Ihre Anlagestrategie! Bevor Sie über Finanzprodukte, Anlagemöglichkeiten und Anlageklassen nachdenken, sollten Sie über die für Sie passende Anlagestrategie nachdenken.
1. Ihre Risikofähigkeit – Wie lange benötigen Sie das Geld nicht?
Als erstes sollte der Anlagehorizont bestimmt werden. Stellen Sie sich die Frage, wie viel Geld können Sie wie lange anlegen?
Das gilt für das bestehende Vermögen. Dadurch wissen Sie schon einmal wieviel Geld Sie mittel- bis langfristig anlegen können.
Zudem müssen Sie überlegen, wie viel Geld Sie im Monat sparen können und es mittel- bis langfristig nicht benötigen?
Dadurch wissen Sie Ihre persönliche Sparrate, die Sie zusätzlich regelmäßig zum bestehenden Vermögen anlegen können.
Eins ist klar: Umso länger Sie das Geld anlegen können, umso mehr Risiko in Form von Schwankungen können Sie eingehen.
Aber halten Sie emotional diese Schwankungen aus?
2. Ihre Risikobereitschaft – Wie viel Schwankung ertragen Sie?
Das berühmte Bauchgefühl bestimmt Ihre Risikobereitschaft.
Stellen Sie sich vor, dass Sie 20.000 Euro anlegt haben. Fragen Sie sich, wie sie reagieren, wenn das angelegte Geld zu einem Zeitpunkt bei 19.000 Euro, 18.000 Euro oder 16.000 Euro steht. Ab wann werden Sie unruhig? Ab welchem Stand überlegen Sie die Geldanlage abzubrechen?
Erst wenn Sie das wissen, können Sie einschätzen, ob Sie risikoscheu (19.000 Euro), „neutral“ (18.000 Euro) oder risikofreudig (16.000 Euro) sind. In extremen Marktphasen, z.B. der Finanzkrise 2008/2009, kann das Geld auch auf niedrigere Stände sinken. Dessen muss man sich bewusst sein!
Denn die Risikobereitschaft ist bei der Geldanlage noch viel entscheidender als der Anlagehorizont. Was hilft es Ihnen, wenn Sie Geld langfristig anlegen können, Sie aber nicht mehr ruhig schlafen, wenn die Geldanlage zu sehr schwankt?
Deswegen müssen Sie sich überlegen, wie hoch die Schwankung sein darf, ohne dass Sie unruhig in Ihrem Gemüt werden?
Sind 5%, 10% oder sogar 20% Schwankung im Depot für Sie gut zu ertragen?
3. Die für Sie passende Anlagestrategie
Aus dem Zusammenspiel der beiden Faktoren (Anlagehorizont und Bauchgefühl) formt sich dann Ihre persönliche Anlagestrategie, die zu Ihnen passt.
Und eines ist wissenschaftlich nachgewiesen: Die richtige Anlagestrategie bestimmt ca. 80% Ihres Anlageerfolges!
Jetzt mag sich der ein oder andere fragen, wie das sein kann?
Wenn Sie einer Anlagestrategie folgen, die nicht zu Ihnen und Ihren Bedürfnissen passt, dann werden Sie die Strategie kurz- bis mittelfristig aufgeben – und meistens zu den ungünstigsten Zeitpunkten (z.B. in Finanzkrisen). Wenn die Schwankung für das eigene Empfinden zu hoch ist, dann halten Sie die Anlagestrategie nicht durch und machen Verluste!
Deswegen ist es so wichtig, dass Sie im ersten Schritt Ihre Anlagestrategie bestimmen.
Aus dem Anlagehorizont „langfristig“ (über 10 Jahre) und einer Risikobereitschaft „risikofreudig“ (Schwankungen von 20%) ergibt sich z.B. eine sehr offensive Strategie von 70 bis 100% Aktien.
4. Umsetzung Ihrer Anlagestrategie – passende Produkte und optimales Depot
Wenn Sie nun wissen, welche Strategie Sie verfolgen wollen, dann geht es an die Umsetzung.
Zunächst müssen Sie entscheiden, ob Sie die Anlageklassen mit aktiv gemanagten Fonds oder passiven Indexfonds umsetzen wollen. Einzeltitel wie Einzelanleihen oder Einzelaktien wären auch eine Möglichkeit. Hier ist die ausreichende Streuung bei geringeren Vermögen jedoch nicht abzubilden. Dadurch würden Sie das Risiko in Ihrem Depot unnötig erhöhen.
Haben Sie sich entschieden, ob Sie aktiv gemanagte Fonds und/oder passive Indexfonds verwenden wollen, geht es um die Selektion.
Zudem müssen Sie ein Depot haben. Wenn Sie noch kein Depot besitzen, dann müssen Sie ein Depot eröffnen. Am kostengünstigsten ist das derzeit bei Online-Direktbanken ohne teurem Filialnetz.
Wenn Sie schon ein Depot besitzen, dann sollten Sie überprüfen, ob Sie das für Sie ideale Depot schon haben. Wenn nicht dann kommt ein Depotübertrag in Frage. Hier können Sie meist eine attraktive Depotübertrag Prämie erhalten.
Es gilt jedoch einige Dinge beim übertragen des Depots zu beachten. Hier geht es zur Schritt für Schritt Anleitung.
Hinweis: Hier handelt es sich um keine Anlageberatung, sondern um eine persönliche Meinung! Es werden keine konkreten Handlungsempfehlungen gegeben. Die Einschätzungen beruhen auf der eigenen Meinung ohne Beratungscharakter. Alle Angaben ohne Gewähr.